MOZART - EIN MUSICALKONZERT
Ruhr Nachrichten 25.02.2011
Minimalbesetzung ist mutig - und originell
Solo-Musical "Mozart!" im Thealozzi
STAHLHAUSEN. Ein Mozart ohne Puderlocken. Eine Show ohne Ensemble. Die Idee ist einfach: Ganz allein, solo, das Musical "Mozart!" neu inszenieren. Originell oder wahnsinnig? Der Tenor nach der Premiere im Kulturhaus Thealozzi lautet eindeutig: verdammt originell.
"Es gibt so wenig gute Männerlieder", sagt Patrick Nitschke. Na dann funktioniert Mann Duette und Ensemblelieder eben um. Das Resultat ist das erste eigene Projekt: Ein solo-Musical, reduziert auf nur eine Stimme und ein sparsames Bühnenbild. Ein paar vergilbte Notenblätter, trockenes Laub. Jede kleine Veränderung hat eine große Wirkung. Hektisches Suchen in den Blättern, als Mozart verwirrt von Genius und Gefühlen den Weg sucht.
Nervös sei er vor der Premiere, ein richtiges Nervenbündel. Und das schon seit einer Woche. Wer "Ah, das Fräulein Mozart" singt, im Alleingang also die Leistung bringt, die sonst acht Solisten und ein Ensemble verlangt, der darf nervös sein. Zu Beginn haben sie ihn auch ordentlich im Griff, die Nerven. Aber da ist ja noch Yukari Ito am Klavier. Wenn er mal hängen bleibt, ist sie zur Stelle. So verblasst das Stocken in der Stimme, bevor es dem Publikum auffällt.
Das Original "Mozart!" von Sylvester Levay und Michael Kunze zeigt den Komponisten von zwei Seiten: Wunderkind und Freiheitssuchender. Nitschke weiß seine Stimme für diese Zwecke einzusetzen. Er trifft die zwei vorgegebenen Stimmungen der Figur auf den Punkt. Kraftvoll oder ruhig. Traurig oder lebendig.
Schillernde Persönlichkeit
Durch kurze narrative Einlagen ändert er die Perspektive. Mal singt er als Mozart, mal als Schwester Nannerl, dann als Frau Constanze. Nichts geht in der Neuinszenierung verloren. Weder der Pepp, noch Mozarts schillernde Persönlichkeit. Das Publikum dankt es ihm mit viel, viel Applaus. Kurz nach seinem 23. Geburtstag beschenkt sich das junge Talent selbst mit einer äußerst gelungenen Premiere des Musicalkonzertes. Doch durch den geschickten minimalistischen Einsatz von Requisiten, dem Wechsel zwischen Narration und Performances gleicht das Endergebnis eher einer kleinen Show.
Das Original gilt unter Kennern als Geheimtipp. Die Solo-Adaption wird dem durchaus gerecht. vb